Chia – Der gehaltvolle Samen aus Mexiko
Wenn von Chia als eine neuartige Lebensmittelzutat gesprochen wird, dann sind die Samen der mexikanischen Chia-Pflanze gemeint. Die Wissenschaftliche Bezeichnung Salvia hispanica beruht auf einem Fehler aus dem 18. Jahrhundert. Da nämlich gab der schwedische Naturforscher Carl von Linné Spanien als Ursprungsort der Pflanze an. Tatsächlich wurde sie dort nur eingeführt und kultiviert, ist jedoch in Mexiko beheimatet. Richtig erkannte aber auch Linné bereits, dass es sich um eine Salvia handelt, also eine Art aus der Gattung der Salbei-Gewächse. Aktuell findet ein hauptsächlich biologischer Anbau zudem in weiten Teilen Südamerikas sowie in Australien statt.
In ihren Ursprungsgebieten dienen Chiasamen schon seit vielen Jahrhunderten als inhaltsreiches Nahrungsmittel. So wird berichtet, dass die Nachrichten-Läufer der Azteken stets einen Vorrat Chiasamen mit sich führten, wenn sie längere Strecken zu bewältigen hatten. Die historische Korrektheit dieser Überlieferung kann jedoch nicht überprüft werden. Sicher jedoch ist, dass den mexikanischen Ureinwohnern mit dem Chiasamen ein äußerst gehaltvolles Lebensmittel zur Verfügung stand.
Chia kann auch im heimischen Garten gedeihen
Das Kraut ist einjährig und kann bis zu einem Meter hoch werden. Die Pflanze kommt dabei auch mit den Gegebenheiten in Mitteleuropa zurecht. Sie kann also durchaus im heimischen Garten ab September durch ihre blauen Blüten einen schönen Akzent setzen. Dazu wird sie im Frühjahr vorgezogen und ab einer Größe von etwa fünf Zentimetern an einem sonnigen oder auch einen halbschattigen Ort eingepflanzt. Hier sollte es jedoch nicht zu feucht sein, da die Pflanze fäulnisempfindlich ist. Die Lese der weißen oder schwarzen Samen findet ab dem Spätsommer statt und kann sich bis in den November hineinziehen.
2003 bis 2013 – Die Zulassungsgeschichte von Chiasamen in der EU
Obwohl die Nutzung in Europa zumindest auf der iberischen Halbinsel ebenfalls seit Langem belegt ist, ist das EU-Lebensmittelrecht erst vor Kurzem auf Chia aufmerksam geworden. Aufgrund eines Antrages durch ein Privatunternehmen aus dem Jahre 2003 wurde schon im Folgejahr von einer Bewertungsstelle für Lebensmittel in England die Unbedenklichkeit von Chiasamen festgestellt.
Dagegen gab es jedoch einen Widerspruch, weswegen wiederum ein Jahr später die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einbezogen wurde. Diese forderte den Antragsteller auf, Daten zur Sicherheit von Chiasamen beizubringen, wozu dieser jedoch außerstande war. Daraufhin verzögerte sich das Zulassungsverfahren wiederum.
Erst am 13. März 2009 lag ein weiteres Gutachten zu Chiasamen durch die EFSA vor, aus dem bereits im Oktober desselben Jahres eine Zulassung zum Inverkehrbringen als Zutat für Lebensmittel erfolgte. Es wurden eine Hinweispflicht sowie ein maximaler Anteil von fünf Prozent Chiasamen in Lebensmittelprodukten festgelegt.
Am 22. Januar 2013 schließlich wurde der Beschluss erweitert. Danach gilt, dass Backwaren, Frühstückscerealien sowie Mischungen aus Früchten, Nüssen und Samen einen zehnprozentigen Anteil von Chiasamen enthalten dürfen. Außerdem muss vorverpackter Chiasamen den Hinweis tragen, dass die tägliche Aufnahmemenge maximal 15 Gramm betragen darf. Diese Begrenzung wird seitens des wissenschaftlichen Komitees der EFSA im Wesentlichen dadurch begründet, dass keine Aussagen zum allergenen Potential von Chia gemacht werden können.
Chiasamen – Inhaltsstoffe: Reich an Omega-3-alpha-Linolensäure
Chiasamen ist reich an alpha-Linolensäure (ALA). Dabei handelt es sich um die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure, die hauptsächlich in der Pflanzenwelt vorkommt. Nur die Öle weniger Pflanzensamen wie etwa des Iberischen Drachenkopfs haben einen höheren Anteil an ALA. Bei Chia sind es im Öl etwa 60 Prozent, was einem Gehalt im Samen von 19 Prozent entspricht. Gerechnet auf die maximale Tages-Einnahmemenge von 15 Gramm sind das 2,85 Gramm oder über dem Doppelten, was in der Tagesdosis üblicher ALA-Präparate enthalten ist. Sehr günstig ist hier auch das Verhältnis von Omega-3-ALA und Omega-6-Linolsäure. Letztere liegt mit etwa sechs Prozent im Chiasamen in einer deutlich geringeren Konzentration vor.
Nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten nicht mehr als fünfmal soviel Omega-6-Fettsäuren aufgenommen werden wie Omega-3-Fettsäuren. Die verbreitete Ernährung in den Industrienationen weist aber oft ein Verhältnis von 10:1 auf. Die Zufuhr von Nahrungsmitteln, die mehr Omega 3 als Omega 6 enthalten, kann diese Bilanz also verbessern.
Weitere Inhaltsstoffe von Chiasamen
- Der Bedarf an den Vitaminen B1 (0,135mg/15g) und Niacin (1,65) sowie den Mineralstoffen Calcium (75), Magnesium (43,5) und Phosphor (80,25) wird mit 15 Gramm oder zirka einem Löffel Chiasamen täglich zu etwa zehn Prozent nach RDA gedeckt.
- Beim Zink sind es mit 0,75 Milligramm 7,5 Prozent und beim Kalium mit 90 Milligramm immerhin noch 4,5 Prozent.
- Das für ölhaltige Samen typische Vitamin E entspricht bei dieser Menge mit 4,35 Milligramm sogar 35 Prozent der empfohlenen täglichen Einnahmemenge.
- Darüber hinaus enthalten Chiasamen auch Ballaststoffen, die dafür sorgen, dass im Kontakt mit Wasser, Milch oder anderen Flüssigkeiten ein Brei entsteht. Davon werden mit 15 Gramm Chiasamen 4,5 Gramm aufgenommen, womit die Mindestzufuhr nach DGE zu 15 Prozent gewährleistet ist.
Chiasamen – vielseitig einsetzbar
Chiasamen kann vergleichsweise lange gelagert und als Zutat für viele Speisen genutzt werden. So kann er dem Brot- aber auch manchem Kuchenteig beigemischt werden oder im Salat und Müsli als Zutat dienen. Zudem ist ein Einsatz zum Andicken von Suppen möglich. Da Chiasamen glutenfrei ist, bietet er hier Vorteile gegenüber vielen anderen Bindemitteln. Das schließt Rezepte ein, bei denen eine Bindung durch Eier erreicht wird. Auch in diesen Fällen kann Chiasamen häufig als Ersatz gewählt werden.
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Linktipps:
Chia in der Wikipedia
Die Süddeutsche Zeitung über Chiasaat
Chiapflanze – ©Czuber – depositphotos.com
Chiasaat – ©AEPhotos – depositphotos.com