Lavendel – tief blau-violette Duft- und Gewürzpflanze mit kräftigen ätherischen Ölen

Lavendelblüten stammen vom Echten Lavendel (Lavandula angustifolia). Die Pflanze kommt in allen Regionen rund ums Mittelmeer vor. Dabei bevorzugt sie trockene sowie felsige Untergründe in Hanglage. In Südfrankreich, wo hervorragende Qualitäten gedeihen, wird Lavendel aber auch auf Feldern angebaut. Hier in der Provence macht er den duftigen Charme der in Türkis getünchten Landschaft aus. Dass Lavendel auch hierzulande Bestandteil vieler Kräuter- und Ziergärten werden konnte, ist wohl Mönchen des Benediktinerordens ist zu verdanken, die ihn erstmals einführten.

Merkmale der Pflanze

Die mehrjährige Strauchpflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) mit nach oben zeigenden Ästen wird in der Regel nicht höher als einen Meter. Die stark verästelte Struktur und die daran wachsenden Blätter haben eine auffällige Ähnlichkeit mit dem ebenfalls zur Unterfamilie der Nepetoideae gehörenden und genauso aromatischen Rosmarin. Das hervorstechende Merkmal des Echten Lavendel sind aber ihre tief blauen, türkisfarbenen bis violetten Blüten mit den charakteristischen Aromen. Bis zu zehn von ihnen zeigen sich von Mitte Juni bis Ende August an einem Blütenstand. Die besten Erträge wirft die Pflanze aber erst ab ihrem dritten oder vierten Lebensjahr ab.

Von der Ernte bis zu den getrockneten Lavendelblüten

Der ideale Erntezeitpunkt liegt deutlich vor dem Ende der Blütezeit, wenn die Blüten noch nicht ganz aufgegangen sind. Das ist meist schon im Juli bis spätestens Anfang August der Fall. Dann ist der Lavendel am duftigsten und enthält die höchste Konzentration an Wirkstoffen. Die Ernte erfolgt am besten in der Mittagssonne, wenn die Tautropfen des Morgens vollständig verdunstet sind. Dadurch wird verhindert, dass sich später Schimmel bildet.

Lavendel-Feld (©GBP27 - depositphotos.com)
Lavendel-Feld (©GBP27 – depositphotos.com)

Aus dem Kräutergarten werden die Abschnitte mit den etwa acht Zentimeter langen Blütenständen mit Gummiringen zu Bündel gebunden und an einem geschützten Ort mit den Blüten nach unten zum Trocknen aufgehängt. Hier sollte es warm sein, ohne dass direkte Sonneneinstrahlung auf die Pflanzen treffen kann. Auch sind Temperaturen über 40 Grad Celsius zu vermeiden, da dies die ätherischen Öle in den Blüten negativ beeinflussen kann. Der Trocknungsprozess sollte nach einer Woche abgeschlossen sein.

Bei der professionellen, hochwertigen Verarbeitung zu getrockneten Lavendelblüten geschieht das ganz ähnlich. Nur kommen die Bündel hier in spezielle Trocknungsräume, wo die Trocknung äußerst schonend stattfinden kann und die kräftigen Farben sowie die Intensität der Aromen erhalten bleiben. Bei weniger sorgfältiger Behandlung sind Lavendelblüten in Industriequalität das Resultat. Sie sind zwar deutlich preisgünstiger, haben aber nur noch eine fahle, ins gräuliche tendierende Farbe und kaum noch Aroma.

Ätherische Öle und typische Gerbstoffe

Im Jahre 2008 wurde Lavendel zur Heilpflanze des Jahres ernannt. Als Heilkraut tragen Lavendelblüten auch den Namen Lavandulae flos. Eine gute Qualität liegt vor, wenn in ihnen mindestens 1,5 Prozent Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum) enthalten ist. Zwischen 30 und 60 Prozent dieses Öls besteht aus Linalylacetat, das süßliche Akzente beiträgt und destilliert die Lavendelaromen in Parfüms, Reinigungs- und Hautpflegemitteln wesentlich ausmacht. Die blumigen Komponenten des Lavendelöls trägt der zweite wichtige Bestandteil Linalool mit 20 bis 30 Prozent bei. Daneben enthält das Öl unter anderem Campher oder Kampfer, 1.8-Cineol und den Kohlenwasserstoff alfa-Ocimen zu jeweils drei bis vier Prozent.

Lavendelblüten für den Tee
Lavendelblüten für den Tee

Neben dem Öl enthalten Lavendelblüten zudem typische Lippenblütler- oder Lamiaceen-Gerbstoffe wie Phenylacrylsäure, die auch einfach Rosmarinsäure genannt wird, da sie erstmalig aus Rosmarin extrahiert wurde. Hierbei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die, da sie besonders leicht in die Haut eindringen, gerne in Salben und gerade auch Sportcremes eingesetzt werden. Zudem haben die Bitter- und Gerbstoffe sowie anderen Flavonoide weitere typische Eigenschaften von sekundären Pflanzenstoffen.

Lavendelblüten sind vielseitig verwendbar

Lavendelblüten-Tee

So finden Lavendelblüten Verwendung in vielen Arzneitees, Antistress-Tees, Beruhigungs-Tees sowie Nerven- und Schlaftees. Natürlich können auch die losen Lavendelblüten zur Zubereitung eines Tees genutzt werden. Dazu wird eine gute Handvoll von den Blüten in eine große Tasse gegeben und mit nicht mehr sprudelnd kochendem Wasser übergossen. Nach zehn Minuten kann die wohltuende Wirkung des Getränks genossen werden.

Lavendelblüten als Badezusatz

Gerne werden die Blüten auch als Zusatz für Entspannungs- oder Duftbäder verwendet. Das ist auch schon die ganz klassische Anwendung, welche bereits während der Antike in den Bädern des Römischen Reiches beliebt war. Das Wort Lavendel stammt übrigens vom lateinischen Ausdruck für “waschen/baden”: “lavare”.

Lavendelblüten in Duftsäckchen und als Deko-Material

Das Lavendel Duftsäckchen verbreitet nicht nur einen angenehm milden Duft im Raum, der zum Entspannen und Träumen von mediterranen Landschaften einlädt. Die Duftsäckchen können auch in den Kleiderschrank gelegt werden, wo sie das früher ebenso übliche wie übel riechende Naphthalin bestens ersetzen können. Motten mögen den Duft der ätherischen Öle nämlich überhaupt nicht und werden so sanft vertrieben. Lediglich als historische Anekdote hingegen ist der Ratschlag Hildegard von Bingens (1098 bis 1179) zu verstehen, die Lavendel auch als Mittel gegen Läuse anpries. Einen weniger intensiven Duft als im Duftkissen geben die Lavendelblüten ab, wenn sie zu Dekorationszwecken genutzt werden. Dafür erfreuen sie als kräftige Farbtupfer aber umso mehr das Auge.

Lavendelblüten in der Küche

Die feine Aromen-Struktur aus süßlichen, blumigen, würzigen und bitteren Akzenten, machen Lavendelblüten, die in hochwertiger Qualität getrocknet noch intensiver schmecken als frisch, auch zu einer wahren Gourmet-Zutat in der gehobenen Küche. Der herbe, etwas bittere Geschmack erinnert an Rosmarin. Auch der Duft von Lavendelblüten ist ähnlich würzig jedoch deutlich blumiger. Eingesetzt werden können sie in Marinaden für Wild- oder Lammfleisch, in Salaten, Kräuterquarks und -aufstrichen oder auch als Kontrast in verschiedenen Süßspeisen.

Besonders pfiffig ist die Herstellung eines aromatisierten Lavendelzuckers, für den einfach einige Gramm der Blüten zunächst in etwas Zucker zerdrückt werden. Das Ganze wird auf 200 Gramm Zucker aufgefüllt, vermengt und verschlossen unter gelegentlichem Schütteln knapp einen Monat gelagert. Danach werden die Blüten ausgesiebt und der aparte Zucker kann verwendet werden.

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