Spirulina oder Arthrospira, das zur Gattung der Cyanobakterien gehört, vereinigt auf sich eine Reihe kurioser Eigenschaften. Zunächst einmal wurde Spirulina in der Vergangenheit zu den Algen gezählt. Aufgrund der Farbgebung wurde hier auch von “Blaualgen” gesprochen. Geläufig ist bis heute die Bezeichnung von Spirulina als “blaugrüne Alge” oder “Mikroalge”. Spirulina gehört allerdings nicht zu den pflanzlichen oder pflanzenähnlichen Algen sondern zu den Bakterien der Gattung Cyanobakterien.
Ein auffälliges Merkmal dieses Stamms ist, dass seine Vertreter photosynthesefähig sind, was nur für wenige Bakterien gilt. Allein die Cyanobakterien beherrschen dabei die oxygene Photosynthese.
Im Falle der Spirulina ist nicht ganz klar, wie viele Arten zu dieser Gattung gezählt werden können. Es erscheinen hier Angaben von bis zu 35 Arten. Allerdings sind Nährstoffgehalt sowie pH-Wert iherer Umgebung prägend dafür, in welcher Form Spirulina erscheint. Es besteht also die Möglichkeit, dass es nur eine Art gibt.
Die Erde ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt. Nach heutigem Wissensstand entwickelte sich wohl vor rund 3,85 Milliarden Jahren das erste Leben auf diesem Planeten. Cyanobakterien gehören mit einem Alter von über 3,5 Milliarden Jahren zu den ältesten noch existierenden Arten.
Als letzte Außergewöhnlichkeit soll angefügt werden, dass Cyanobakterien, obwohl sie und damit auch Spirulina eindeutig zu den Bakterien zählen, wissenschaftlich nicht von der Bakteriologie behandelt werden sondern von der Botanik.
Eigenschaften, Vorkommen und Kultivierung von Spirulina
Der Aufbau von Spirulina entspricht dem der Mikrofilamente, was für einen sehr geringen Durchmesser des mehrzelligen Bakteriums spricht. Bei einer Höhe von ein bis drei Mikrometer misst jede einzelne Zelle etwa ein bis fünf Mikrometer im Durchmesser.
Die zylindrischen Zellen fügen sich nach Art einer wedelförmigen Helix zusammen, wodurch das ganze Bakterium eine Länge von über 0,5 Millimeter erreichen kann, der Durchmesser jedoch zwischen fünf und 40 Mikrometer liegt.
Aufgrund der Fähigkeit zur oxygenen Photosynthese kommt in Spirulina lediglich das aus der Pflanzenwelt bekannte Chlorophyll a vor. Im Unterschied zu Pflanzen ist es hier aber in den Zellmembranen verortet, wo es auf Pigmente trifft, die dem Grün des Chlorophylls bläuliche Töne hinzufügen.
Die besten Lebensbedingungen findet Spirulina in subtropischen bis tropischen Salzwasserseen mit einem sehr alkalischen pH-Wert von 9 bis 11 vor. Afrika, Australien, Mittelamerika und Südostasien sind die wesentlichen Verbreitungsgebiete. Dort steht es auch seit jeher auf dem Speisezettel der Menschen.
Das Spirulina heute kultiviert werden kann, ist einem Zufall aus den 1940er Jahren zu verdanken. Zu dieser Zeit wurde am mexikanischen Texcocosee Soda produziert. Dabei kamen in einem Becken, das künstlich angelegt wurde, Süß- und Salzwasser zusammen. Hier wurde ein stärkerer Algenwuchs als auf dem See beobachtet und die Kultivierung von Spirulina war geboren.
Auf Spirulina-Farmen werden heute dem bis zu 35 Grad warmen Wasser je nach Bedarf Soda oder Natriumcarbonat, Stickstoff sowie Mineralien zugesetzt. Wichtig zudem ist die Versorgung mit Kohlenstoffdioxid (CO2).
Inhaltsstoffe von Spirulina
Nach der Nährstoff-Datenbank des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA Nutrient Database) enthält getrocknetes Spirulina je 100 Gramm unter anderem folgende Inhaltsstoffe:
- Kilokalorien: 290 (1.213 kJ)
- Kohlenhydrate: 23,9 Gramm (3,1 Gramm Zucker und 3,6 Gramm Ballaststoffe)
- Fett: 7,72 Gramm (gesättigt 2,65 Gramm, einfach ungesättigt 0,675 Gramm und mehrfach ungesättigt 2,08 Gramm)
- Proteine: 57,47 Gramm (fast alle proteinogenen, essentiellen, semi-essentiellen sowie nicht-essentiellen Aminosäuren sind enthalten)
Vitamine:
- Vitamin A: 29 Mikrogramm (4% des Tagesbedarfs)
- Betakarotin: 342 Mikrogramm (3%)
- Thiamin (B1): 2,38 Milligramm (207%)
- Riboflavin (B2): 3,67 Milligramm (306%)
- Niacin (B3): 12,82 Milligramm (85%)
- Pantothensäure (B5): 3,48 Milligramm (70%)
- Vitamin B6: 0,364 Milligramm (28%)
- Folsäure (B9): 94 Mikrogramm (24%)
- Vitamin C: 10,1 Milligramm (12%)
- Vitamin E: 5 Milligramm (33%)
- Vitamin K: 25,5 Mikrogramm (24%)
Dazu kommt das Vitamin-B ähnliche Cholin mit 66 Milligramm (13%).
Mineralstoffe und Spurenelemente:
- Eisen: 28,5 Milligramm (219%)
- Kalium: 1363 Milligramm (29%)
- Kalzium: 120 Milligramm (12%)
- Magnesium: 195 Milligramm (55%)
- Mangan: 1,9 Milligramm (90%)
- Natrium: 1048 Milligramm (70%)
- Phosphor: 118 Milligramm (17%)
- Zink: 2 Milligramm (21%)
Vitamin-B12-Kontroverse und mögliche negative Eigenschaften
Kritisch diskutiert wird der Gehalt an Vitamin B12 in Spirulina. Die US-amerikanische Datenbank weist keinen Gehalt aus. Tatsächlich jedoch ist Vitamin B12 enthalten, jedoch zu 80 Prozent in einer Form, die für den menschlichen Organismus unbrauchbar ist.
Es besteht zudem der – allerdings unbewiesene – Verdacht, dass dieses Pseudovitamin B12 die Aufnahme von biologisch verfügbarem Vitamin B12 blockieren kann.
Ein weiteres Problem kann entstehen, wenn Spirulina nicht aus kultiviertem Anbau sondern aus offenen Gewässern geerntet wird. Dabei kann eine Vermischung mit Algen stattfinden, die krebserregende Microcystine enthalten. Hier ist darauf zu achten, dass entsprechende Produzenten Vorkehrungen getroffen haben, um dies zu vermeiden.
Mögliche gesundheitsfördernde Eigenschaften von Spirulina
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Spirulana sind zwar in der Alternativmedizin praktisch erprobt, aber bisher noch durch recht wenige klinische, randomisierte, kontrollierte Doppel-Blind-Studien belegt.
Am besten ist der positive Einfluss von Spirulina auf das Immunsystem erforscht, da nachgewiesen werden konnte, dass eine Freisetzung von Histamin durch Spirulina blockiert wird. Auch sind Effekte auf das Immun-fördernde Immunglobulin A herausgefunden worden.
Indizien sprechen zudem für eine Cholesterinspiegel-senkende Wirkung. Vereinzelt haben Studien auch die Möglichkeit von antikarzinogenen, antiviralen und antiallergenen Effekten herausgestellt.
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